Das Bauerntheater des GTEV "Surtal" Lauter



Ganz genau geht aus den Überlieferungen nicht hervor, ob Simon Brandl aus Ruhpolding Zell mit einigen Freunden aus Surberg die „Theatergesellschaft Autaler Surberg“ bereits 1914 oder erst mit dem Bühnenkauf 1925 gründet. Sicher ist, dass Simon Brandl 1925 von der Theatergesellschaft Zell die Bühne samt Protokollbuch kauft und diese im Gasthaus Surberg aufstellt, wo in den folgenden Jahren um Theaterleiter Peter Huber auch gespielt wird – leider liegen hierzu im Protokollbuch keinerlei Aufzeichnungen vor, wann und welche Stücke aufgeführt werden.

Bei der Generalversammlung am 01. Januar 1933 wechselt die komplette Mitgliedschaft der Theatergesellschaft. Ein neuer Vorstand wird mit Friedrich Doll gewählt und es werden ausserdem zum „Neubeginn“ erstmals Statuten vereinbart, die Grundlegendes des Vereins festlegen. Auszugsweise lautet dort wie folgt:

1. Name und Sitz der Gesellschaft ist Theater-Gesellschaft d’Autaler Surberg

2. Zweck der Gesellschaft ist Theaterstücke aufzuführen und zwar möglichst oberbayerische Volksstücke

9. Die Spieler dürfen sich im Theaterkostüm weder im Zuschauerraum noch ausser dem Theatergebäude zeigen. Die Garderobe ist an dem dafür bestimmten platz zu legen und in Ordnung zu halten. Für mutwillige Beschädigung wird der Spieler haftbar gemacht.

10. Sämtliche Spieler haben eine Stunde vor Beginn des Theaters zu erscheinen und bis zum Schluss zu bleiben...

13. Jedes unterzeichnete Mitglied verpflichtet sich, einen Bünhenanteil von 5,50 Reichsmark in die Kasse zu zahlen und in der Gesellschaft tätig mitzuwirken.

 

Das erste aufgeführte Stück unter der neuen Vorstandsriege ist am 29. Januar 1933 das Volksstück „s’blutige Edelweiss“ im damals noch stromlosen Gasthaus Surberg.

 

Weil während der Naziherrschaft Theateraufführungen immer schwieriger werden entscheidet sich die Theatergesellschaft in einer ausserordentlichen Generalversammlung am 04. Februar 1934 sich einem noch zugelassenen Verein anzuschließen. Man schließt sich dem Gebirgstrachenerhaltungsverein Surtal – Lauter an und nennt sich von nun an „Theater – Gesellschat Theatergruppe des GTEV Surtal – Lauter“ – aus dem sich schließlich der heute gängige Name „Bauerntheater des GTEV Surtal – Lauter“ entwickelt. Am 02. April 1934 wird ein Vertrag abgeschlossen und der Vereinsbeitritt amtlich.

Gleichzeitig wird die Bühne vom Gasthaus Surberg in den Vereinswirt nach Lauter verlegt, wo 1934 das Volksstück „Die Erlenmüllerin“ erstmals unter dem neuen Namen zur Aufführung gebracht wird.

 

1935 löst der damalige Trachtenvorstand Heinrich Hohendiener, Friedrich Doll als Theatervorstand ab. Ausgenommen während der Kriegsjahre herrscht überaus reger Spielbetrieb am Lauterer Bauerntheater. Laut Erzählungen erfreut sich das Theaterspielen ganz besonders in der Nachkriegszeit der 40ger und 50ger Jahre größter Beliebtheit. Der nur bestuhlte Wirtssaal ist bis zum letzten Platz mit bis zu 400! Besuchern besetzt und wer draussen bleiben muss, organisiert sich eine Leiter und schaut vom Fenster aus zu.

Bis 1953 wie gesagt unter der Führung von Heinrich Hohendiener, der zwar selbst nie auf der Bühne steht, meistens aber die Regie und das wichtige Amt des Sophlörs inne hat. Ab 1953 gibt er sein Vorstandsamt an Georg Wimmer ab, der seit Kriegsende bereits der Theatergruppe angehört. Heinrich Hohendiener fungiert bis 1967 immer wieder als Sophlör und Regisseur ehe er seine überaus erfolgreiche Zeit bei der Theatergruppe beendet.

Nach knapp 30 Jahren Theatervorstandschaft legt Georg Wimmer sein Amt nieder und Rudolf Lang, der bereits seit 1970 der Theatergruppe angehört und seit 1974 in der Vorstandschaft als Kassier tätig ist, übernimmt 1982 sein Amt.

Georg Wimmer bleibt dem Verein aber weiterhin treu verbunden und wirkt seit 1985 als Ehrenspielleiter bzw. Ehrenvorstand. Das letzte Mal aktiv auf der Bühne steht er nach über 40 Jahren eifrigen Theaterspielens 1989 bei einem Einakter, anlässlich eines Jubiläumsabends für Heinrich Hohendiener.

Zum Vorstandswechsel, wechselt zugleich das Geschlecht im Sophlierkasten. 1983 übernimmt beim ersten Stück unter dem neuen Spielleiter „Das Prämienkind“, erstmals eine Frau– Rosmarie Maier - die verantwortungsvolle Position der Stimme aus dem Hintergrund. Ausserdem erscheint von nun an ein Theaterblattl zum jeweils aufgeführten Theaterstück in der Fastenzeit mit den stückbezogenen Zeichnungen von Lucia Lohwieser.

 

Zum 50jährigen Jubiläum des Vereinsbeitrittes zum GTEV Surtal – Lauter wird 1985 das Lustspiel „Der 7. Bua“ von Maximilian Vitus aufgeführt. Das Jubiläumsstück erweist sich als Glücksgriff und beschert den Theaterern einen Zuschauerrekord.

Zum 60jährigen Jubiläum kommt in der Fastenzeit 1995 das Volksstück „Die Erlenmüllerin“ zur Aufführung, welches bereits wie berichtet im Vereinsbeitrittsjahr 1934 erstmals gespielt wurde. Erneut ein Riesenerfolg und die Bestätigung für die Gruppe, dass es nicht immer eine Komödie sein muss, um das Publikum zu begeistern.

Diesem Stück entspringt auch die heutige Theatermusi unter der Leitung von Josef Löx, da für den Hochzeitszug eine Musikkapelle benötigt wurde. Die Theatermusi umfasst heute sechs Spieler um Josef Löx / Trompete, Englbert Pertl / Ziach, Kurt Peter / 2. Trompete, Johann Prechtl / Tuba, Franz Wimmer und Hubert Pertl / Posaune, die nicht nur bei den Theaterstücken sondern auch bei zahlreichen Feierlichkeiten zum Einsatz kommt.

 

2002 veranstaltet der GTEV Surtal – Lauter mit der Theatergruppe für sein Ehrenmitglied Georg Wimmer einen feierlichen Abend anlässlich seines 80igsten Geburtstages. Im Rahmen dieser Geburtstagsveranstaltung führen die Theaterer einen von Rudolf Lang geschriebenen lustigen Einakter „Der 80igste Geburtstag“ auf.

 

Für das 70jährige Jubiläum des Bauerntheater des GTEV Surtal – Lauter sowie dem bereits 10jährigem Jubiläum der Theatermusi wird ein Jubiläumshoagart im Januar 2005 veranstaltet. Im vollbesetzten Saal des Gasthauses „Weingart“ begrüßt Theaterleiter Rudolf Lang zahlreiche Ehrengäste aus Gemeinde und befreundeten Theaterkreisen. Mit dem abwechslungsreichen und heiteren Programm um Ansager Konrad Mayer mit der Theatermusi, den Tenglinger Sängern, den vorgetragenen Chroniken der Theatergruppe sowie der Theatermusi und schließlich dem Jubiläumseinakter „Die Brautschau“ von Ludwig Thoma verabschieden sich die Lauterer Theaterfreunde erst einmal von seinem Publikum.

 

In der Zeit bis 2010 war der Vereinswirt leider geschlossen, so dass während dieser Zeit kein Theater gespielt werden konnte. Um so erfreulicher ist es,  dass ab 2012 wieder in der Fastenzeit im renovierten Saal beim Vereinswirt in Lauter unter der Leitung von Rudolf Lang gespielt werden kann.


 

 

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